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"Wenn wir einander tragen - wenn wir einander ertragen,
wird alles in unserem Leben erträglich und ertragreich werden"
Ernst Ferstl 

Projekt Strom-Spar-Check

Das Bündnis für Arbeit unterstützt die Caritas Schwarzwald-Alb-Donau bei ihrem Projekt Strom-Spar-Check mit 5.000,00 Euro für ein Jahr. Die Diskussion über den Antrag ergab, dass viele Vorstands- und Beiratsmitglieder diese Maßnahme als sinnvoll ansehen, da hier Menschen eine Chance auf Qualifizierung erhalten, die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Auch bietet die Maßnahme sozial schwachen Haushalten die Möglichkeit der Energieeinsparung, die sich diese Dienstleistung nicht leisten können.

Um die Maßnahme zu beschreiben, wird hier aus einem Beitrag der Wochenzeitung „Die Zeit“ Nr. 27 Seite 28 „Das Klima hat seinen Preis“ von Fritz Vorholz zitiert:

So wie Familie Husseini (Name von der Redaktion geändert) in Berlin. In Kreuzberg ein paar Hundert Meter vom Landwehrkanal entfernt, wohnen die Husseinis – er Pizzabäcker, sie Hausfrau – mit ihren drei Töchtern im Vorschulalter in einer schmucklosen Mietskaserne. Immerhin, die Wohnung hat drei Zimmer, Küche, Diele, Bad, Zentralheizung sogar. Das Sozialamt zahlt die Miete, sagt Frau Husseini, nicht aber den Strom. Der Jahresverbrauch ist mit gut 3000 Kilowattstunden für eine fünfköpfige Familie eher bescheiden. Und dennoch: Monatlich überweisen die Husseinis 71 Euro an Vattenfall. 24,23 Cent für jede Kilowattstunde, darin enthalten 3,59 Cent Umlage zwecks Förderung des grünen Stroms. Die Husseinis gehören nicht zu jenen, die angeblich schon elektrische Glühlampen durch Kerzen ersetzt haben. Beim Stromsparen helfen lassen sie sich trotzdem gern.

Deshalb sind Michael Grow und Mahamad Khalife bei den Husseinis. Die beiden waren einst selbst bedürftig, der eine Maler, der andere PC-Servicetechniker, beide wurden arbeitslos. Langzeitarbeitslos, bis sie bei der Caritas als Stromsparhelfer anfingen. Jetzt, nach einer mehrwöchigen Schulung, helfen sie Menschen, die wegen der Energiekosten in die Klemme geraten sind. Sie helfen damit auch sich selbst.

Stromspar-Check heißt die Sache mit dem doppelten Nutzen. Es gibt sie seit 2009, lange bevor die Reaktorkatastrophe von Fukushima die deutsche Energiepolitik erschütterte, lange bevor Atomausstieg und Energiewende – jedenfalls nach landläufiger Meinung – die Energiepreise steigen ließen. Das Bundesumweltministerium hat das Projekt, das vom Caritasverband und vom Verband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands durchgeführt wird, seither mit gut 13 Millionen Euro gefördert. Weniger Stromverbrauch ist auch praktizierter Klimaschutz.

In Kreuzberg bei den Husseinis machen sich beide Stromsparhelfer an die Arbeit. Stellen Fragen und klären auf, zum Beispiel über die angemessene Temperatur des Kühlschranks. Sie zählen die Anzahl der Glühbirnen, kontrollieren die Wattzahl, erkundigen sich nach den Benutzungsstunden. Inspizieren die Waschmaschine, die Wasserhähne, die Steckdose, an der ein Flachbildfernseher hängt. Sie fragen nach der Stromrechnung und nach dem letzten Bescheid des Sozialamtes, der gerade nicht zu finden ist. Grow und Khalife sagen, es passiere häufiger, dass die Papiere nicht sofort da seien. Da könne man dann eben nichts machen.

Nach einer Stunde verlassen die beiden die Wohnung – um nach ein paar Tagen zurückzukommen. Mit Energiesparlampen, einem Kühlschrankthermometer, einer Steckdosenleiste mit Schalter, einem Duschsparkopf und einem Durchflußbegrenzer für den Wasserhahn. Dinge im Wert von 70 Euro pro Haushalt können die Stromsparhelfer verschenken, um ihren „Kunden“ zu helfen. „So drücken wir den Stromverbrauch um rund zehn Prozent“, sagt Michael Grow. Und die Stromkosten. Weil die Ersparnis jedes Jahr entsteht, der dafür notwendige Aufwand aber nur einmal, gehört der Stromspar-Check zu den Ökoprogrammen mit der höchsten Rendite.

Das Programm ist ein Riesenerfolg. Es wird inzwischen in mehr als 100 Kommunen angeboten und erspart jedem teilnehmenden Haushalt im Schnitt 133 Euro pro Jahr. Außerdem sorgt es pro Check für 2 Tonnen weniger CO2. In Brüssel wurde das Programm gerade ausgezeichnet: als „exzellentes Beispiel“ für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.